Wie schnell entsteht Freundschaft? Die bekannteste Studie zur Entstehung von Freundschaften stammt von Jeffrey A. Hall: „How many hours does it take to make a friend.“ – „Wie viele Stunden braucht man, um Freunde zu werden?“
Jeffrey fand heraus, wie viel Zeit es braucht, um eine bestimmte Tiefe einer Freundschaft zu entwickeln.
Wichtig war zusätzlich, was die Menschen in dieser Zeit taten!

Jeffrey stellte fest, dass Freundschaften unterschiedlich tief sind. Mit manchen Menschen hat man eher eine lockere Freundschaft, andere bezeichnet man als enge Freunde oder sogar beste Freunde.
Jeffrey hat die Zeit gemessen, die es brauchte, um eine bestimmte Freundschaftstiefe zu erreichen. Außerdem untersuchte er, welche Aktivitäten die Menschen in der Zeit unternahmen, welche die Freundschaft vertieften oder flacher werden ließen.
Jeffrey A. Hall hat für seine Untersuchung in fünf verschiedene Stufen der Freundschaft unterschieden:
- Bekanntschaften
- Lockere Freundschaften
- Freundschaften
- Enge Freundschaften
- Beste Freunde / Freundinnen
Für seine Studie hat Jeffrey unterschiedliche Lebensumfelder untersucht. In manchen Umfeldern entstanden die Freundschaften schneller (in einem Studentenwohnheim) und manchmal deutlich langsamer (am Arbeitsplatz).
Nicht jede Begegnung wird eine Freundschaft
Wahrscheinlich machst Du selbst die Beobachtung: Nicht jede Begegnung, in welcher die Menschen viel Zeit miteinander verbringen, führt zur einer Freundschaft. Mit manchen klickt es, mit manchen nicht. Das hat auch Jeffrey Hall herausgefunden.
In seinen Untersuchungen stellte Jeffrey fest, dass wenn sich zwei Personen nach drei Monaten noch immer als Bekanntschaft bezeichneten, dann war die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es immer so bleibt.
Das heißt: Man merkt in den ersten drei Monaten, ob es eine Freundschaft werden kann. In den meisten Fällen merkt man es noch viel schneller.
Lockere Freundschaften
Jeffrey wertete viele Studien über Freundschaft aus. Er stellte fest, dass die Menschen, die lockere Freundschaften schlossen, dafür zirka 40 bis 60 Stunden innerhalb von 6 Wochen brauchten. Das sind pro Woche zirka 6 bis 10 Stunden pro Woche.
Bleiben es in 9 Wochen insgesamt weniger als 30 Stunden (das sind pro Woche weniger als 3,33 Stunden), dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die beiden Personen keine Freunde werden, sondern Bekannte bleiben.
Ausnahmen sind natürlich möglich.
Übrigens: Bei allen Zeiten, die hier angegeben sind, geht es um die Entstehung von neuen Freundschaften. Wenn die Freundschaften bereits bestehen und gefestigt sind, können Menschen über lange Zeit Freunde bleiben, ohne dass sie sich persönlich sehen.
Freundschaft
Das zwei Personen ihre Beziehung als eine Freundschaft bezeichneten, passierte in der Studie frühesten nach 50 Stunden gemeinsamer Zeit. Meisten waren die Zeiträume deutlich länger, nämlich 80 bis 100 Stunden. Das sind in 6 Wochen pro Woche zirka 8 bis 16 Stunden.
Enge Freundschaft
Enge Freundschaften haben sich in den Studien innerhalb von zirka 120 bis 160 Stunden gemeinsamer Zeit gebildet, wobei diese nicht auf einen beliebig langen Zeitraum aufgeteilt waren, sondern auf 3 bis 6 Wochen.
In 6 Wochen heißt das, dass es pro Woche zirka 20 bis 27 Stunden sind.
Beste Freunde & Freundinnen
Um jemanden als besten Freund oder beste Freundin zu bezeichnen, haben die Personen mindestens 200 Stunden innerhalb von 6 Wochen miteinander verbracht. Das sind zirka 33 Stunden pro Woche, also fast 5 Stunden pro Tag.
Doch nicht bei allen war die Zeit am Anfang konzentriert. In anderen Fällen konnten auch 300 Stunden über einen längeren Zeitraum dazu führen, dass man eine beste Freundschaft schließt.
Wahrscheinlich hast Du Dir gerade gedacht: Das ist aber viel Zeit!
Das finde ich auch.
Deshalb kommentiere ich die Studie von Jeffrey A. Hall an dieser Stelle, bevor es weitergeht.
Du wirst feststellen, dass es bei Jeffrey A. Hall darauf ankam, welche Aktivitäten die Menschen miteinander unternommen haben. Bestimmte Aktivitäten förderten Freundschaften, andere Aktivitäten bremsten sie.
Das Ziel von Abenteuer Freundschaft
Genau darum geht es bei Abenteuer Freundschaft: Mit welchen Aktivitäten kann man Freundschaften fördern, mit welchen eher nicht. Welche Menschen schließen eher Freundschaft miteinander, welche eher nicht.
Wahrscheinlich werden sich sogar die Zeiten von Jeffrey Hall verkürzen, wenn man sich an die gesammelten Erkenntnisse von Abenteuer Freundschaft orientiert.
Schulzeit, Ausbildung, Universität & Hobby
Viele beobachten, dass es Ihnen in der Zeit von Schule, Ausbildung oder Universität leichter viel, Freundschaften zu schließen.
Kein Wunder!
Oft verbrachte man fast den ganzen Tag miteinander: Man sah sich in der Schule, auf dem Schulhof, nachmittags beim Hobby und dann vielleicht noch am Wochenende.
Im Erwachsenenalter stellen viele fest, dass es ihnen schwerer fällt, neue Freundschaften aufzubauen & zu pflegen.
Ein Grund ist: Man hat deutlich weniger Zeit, die man miteinander verbringen kann.
Wie schließt man als Erwachsener Freundschaften
Für berufstätige Erwachsene, die neue Freundschaften schließen wollen, frage ich hoffe drei Fragen:
- Mit welchen Menschen möchtest Du neue Freundschaften schließen? Wo findest Du sie?
- Bei welchen Aktivitäten entwickelt Ihr ein Gefühl von Freundschaft miteinander?
- Wie könnt Ihr angemessen viel Zeit miteinander verbringen, auch Alltagszeit?
Viele Antworten bekommst Du in meinen Büchern, Workshops und hier im Blog. In Workshops probieren Methoden miteinander aus und merken selbst, was sich gut & richtig anfühlt.
Außerdem sind die Workshops gute Treffpunkte, um sich schnell kennenzulernen.
Dabei kommt es nicht nur darauf an, viel Zeit zu miteinander zu verbringen, sondern dabei eine gute Zeit zu haben! Wie das geht, habe ich in den letzten Jahren intensiv recherchiert und schon über zehntausend Menschen weitergegeben.
Bevor Du meine Methoden kennenlernst, möchte Dir die wissenschaftlichen Studienergebnisse von Jeffrey A. Hall weiter vorstellen.
Zeit ist nicht alles! Die Studienteilnehmerinnen und -Teilnehmer verbrachten ihre Zeit mit unterschiedlichen Aktivitäten miteinander. Jeffrey A. Hall fand heraus, dass einige Aktivitäten die Bildung von Freundschaften begünstigen, manche nicht.
Freiwillig oder Pflicht?
Die erste Unterscheidung, welche Jeffrey macht: Verbringen die Menschen Zeit miteinander, weil die äußeren Umstände es erforderten (zum Beispiel: Arbeit, Schule), oder weil sie es wollen (Freizeitaktivitäten, freie Wahl der sozialen Beziehungen).
Seine Zeit freiwillig miteinander zu verbringen, ist für die Entwicklung einer Freundschaft viel förderlicher, als wenn man die Zeit auf Arbeit oder in der Schule miteinander verbringen muss.
Die Freundschaften entstanden viel schneller, wenn die Teilnehmenden freiwillig miteinander Zeit verbrachten. Gemeinsame Arbeit oder Schule standen den Freundschaften zum Teil sogar im Wege.
Sechs Arten von Aktivitäten
Bei der Art der gemeinsamen Aktivitäten unterschieden Jeffrey und sein Team in sechs verschiedene Arten:
- (++) Gemeinsam Chillen
- (++) Fernsehen / Spiele / Filme
- (+) Gemeinsame Aktivitäten
- (+/-) Gespräche
- (-) Gruppenaktivitäten
- (–) Arbeit, Schule & Studium
Positiv für die Entstehung einer Freundschaft wirkte sich aus, wenn man die gemeinsame Zeit mit Chillen, Fernsehen, Spiele oder Filme gucken verbrachte. Einen leicht positiven Effekt hatten gemeinsame Aktivitäten.
Eher negativ wirkte sich aus, wenn man die gemeinsame Zeit bei der Arbeit oder in der Schule miteinander verbrachte. Ebenso einen leicht negativen Effekt hatten Gruppenaktivitäten.
Neutral war, wenn man die Zeit mit gemeinsamen Gesprächen verbrachte. Doch das kann man so pauschal nicht sagen! Es gab nämlich Gespräche, die für eine Freundschaft förderlich waren, und Gespräche, die eher hinderlich waren.
Diese Gespräche fördern Freundschaften
Small Talk wurde als hinderlich für die Entwicklung einer Freundschaft gemessen. Als Small Talk bezeichnet Jeffrey Gespräche über aktuelle Ereignisse, um sich die Zeit zu vertreiben, oder über Haustiere, Sport, Fernsehen, Musik oder Filme zu reden.
Förderlich für die Freundschaft waren Gespräche, die dem Beziehungsaufbau dienten und aus dem eigenen Leben berichteten (oder nach dem Leben des anderen fragten):
- Was hat sich ereignet, seitdem man wir uns das letzte Mal gesehen haben?
- Gespräche über das Befinden und den Tagesverlauf
- Ernste Gespräche, in welchen beide involviert sind
- Lockere Gespräche, um Spaß zu haben oder Spannungen abzubauen
- Gespräche in denen Zuneigung, Aufmerksamkeit und Komplimente ausgedrückt werden
🏗 Deine Freundschaften aufbauen
Mit Freundschaften scheint es wie mit der Liebe: Die meisten merken recht früh, ob etwas passen könnte oder nicht. Sie gehen am Anfang durch eine Art Verliebtheitsphase.
Ist diese Phase ausreichend intensiv und passt es dann immer noch, können langjährige Freundschaften unterschiedlicher Intensität daraus entstehen.
Für Deine Freundschaften heißt das:
Verbringt Zeit miteinander
Wenn Du auf jemanden triffst, der oder die Dir sympathisch ist, bleib dran. Mache Vorschläge, verabredet Euch, verbringt Zeit miteinander. Du findest in dieser Artikelreihe zahlreiche Hinweise, welche Aktivitäten dafür sinnvoll sind. Öffne Dich, erzähle von Deinem Leben und geh all in. So entstehen gute Freundschaften.
Damit Ihr schnell viele Stunden sammelt, macht gern größere Ausflüge oder fahrt sogar ein Wochenende zusammen weg.
Es darf schnell gehen
Letzten fragte mich eine Frau, dass ihre neue Freundschaft gerade ziemlich schnell wächst. Ich meinte: „Das ist gut so.“ – zumindest die Statistiken sprechen dafür!
Überraschung?
Erwachsene berichten oft, dass sie neue Freundschaften oft im Urlaub geschlossen haben oder bei längeren Aktivitäten. Eine Überraschung?
Nein. Denn da ist endlich mal Zeit füreinander und nicht nur ein 2-Stunden-Fenster unter der Woche.
Freundschaftliche Exklusivität
Wichtig scheint aber, dass man nicht einfach nur Zeit miteinander in der Gruppe verbringt, sondern sich explizit mal Zeit zu zweit nimmt. Bei einer größeren Wandergruppe heißt das, dass man sich zu zweit ab und zu ein Stück zurückfallen lässt oder sich von der Gruppe etwas abseilt.
Freundschaft braucht diese Exklusivität.
Legst Du als Gruppenleitung Wert darauf, dass Freundschaften entstehen, dann lass diese Freiräume zu – besser gesagt, Fördere sie sogar.
Die Studie von Jeffrey A. Hall ist eine der besten Studien über Freundschaft. Sie wird sehr viel zitiert. Leider sind Freundschaften bis heute nur wenig erforscht, obwohl sie eine der wichtigsten Beziehungen im Leben sind. Freundschaften halten oft deutlich länger als Beziehungen!
Wie sagte Brigitte Bardot so schön: „Ich wechsle meine Ehemänner, aber nicht meine Freunde.“
Dale Carnegie: Wie man Freunde gewinnt
Das bis heute bekannteste Buch über Freundschaft ist „Wie man Freunde gewinnt“ von Dale Carnegie. Es wurde 1936 geschrieben. Es ist ein gutes Buch über Höflichkeit und einen guten Umgang mit dem Menschen.
Es vermittelt meiner Meinung aber nicht, was Freundschaft ist und wie man eine gute Freundschaft aufbaut. Eine Ursache könnte sein, dass das amerikanische „friends“ eine weniger tiefe Bedeutung hat, als wenn man im deutschen ehrlich meint: „Wir sind Freunde.“
Für mich wäre der richtige Titel für das Buch „Wie man gute Bekannte gewinnt“. Dafür ist das Buch richtig gut!
Freundschaft lernen
Deshalb hat sich Abenteuer Freundschaft die Aufgabe gestellt, Freundschaften in der Tiefe zu erforschen – und Workshops, Bücher und Artikel zu entwickeln, die Freundschaft wirklich in der Tiefe vermitteln.
Das ist uns gelungen.
Du findest in dieser Artikelreihe viele Hinweise, wie Du gute Freundschaften aufbauen kannst. Trag Dich in den Newsletter ein, um regelmäßige beste Freundschaftstipps zu erhalten. Komm zu unseren Workshops und Veranstaltungen, um Dich mit anderen über Freundschaft auszutauschen und neue Menschen kennenzulernen.
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