Chillen verbindet. Gemeinsam runterkommen, die Zeit die Zeit sein zu lassen & miteinander abzuhängen – das ist ein weiteres Non-Plus-Ultra für die Freundschaft.

Eigentlich logisch: Freunde fühlen sich wohl miteinander. Freundschaft braucht oft nicht mehr als die Freunde (oder Freundinnen) – und schon hat man eine gute Zeit.

„Kommst Du vorbei? Wir chillen gerade miteinander“, reicht als Einladung oft aus.

„Na klar.“

Gemeinsam Chillen, runterkommen & erholen. Die Zeit die Zeit sein lassen, ohne Agenda. Gemeinsam die Batterien aufladen. Oder einfach: Chillen mit Freunden.
Gemeinsam Chillen, runterkommen & erholen. Die Zeit die Zeit sein lassen, ohne Agenda. Gemeinsam die Batterien aufladen. Oder einfach: Chillen mit Freunden.

👨🏼‍🎓 Wissenschaftler raten zum Chillen

Die Studie von Jeffrey Hall (How many hours does it take to make a friend)[1]>/sup> untersuchte, nach wie vielen Stunden gemeinsamer Zeit sich eine Freundschaft miteinander entwickelt. Entscheidend war dabei nicht nur die Zeit selbst, sondern auch, wie die Menschen die Zeit miteinander verbrachten.

„Hanging out“ war eine der Aktivitäten, die sich sehr positiv auf die Entwicklung einer Freundschaft auswirkte, was das gemeinsame Essen und Trinken einschloss. Eine weitere Klasse von guten gemeinsamen Aktivitäten waren Fernsehen, Spiele und Filme.

All das nenne ich: „Gemeinsam Chillen“.

Gemeinsam Chillen, runterkommen & erholen. Die Zeit die Zeit sein lassen, ohne Agenda. Gemeinsam die Batterien aufladen. Oder einfach: Chillen mit Freunden.
Wissenschaftler raten zum gemeinsamen Chillen: Gut für die Freundschaft & gut für das eigene Wohlbefinden

🍍 Das Nervensystem fühlt sich sicher

Im Nervensystem gibt es einen Mechanismus, der die ganze Zeit prüft: Bin ich in Sicherheit? Dazu wertet das Nervensystem alle verfügbaren Informationen aus (Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Hören) und verknüpft diese mit vergangenen Erfahrungen. Aus der Kombination dieser Information kommt das Nervensystem fortwährend zu der Entscheidung: Sicher, weiß nicht, bedrohlich oder lebensbedrohlich.

In Sicherheit

Ist die Antwort „sicher“, dann kann Dein Körper und Dein Nervensystem relaxen. Du kannst runterfahren. Dein Puls geht runter, Deine Muskeln entspannen, Deine Atmung wird langsamer. Es kann sich das angenehme Gefühl der Entspannung einstellen. Du fühlst Dich wohl.

Bedrohung

Glaubt Dein Nervensystem, dass es eine Bedrohung geben könnte, dann geht es eher in die Anspannung: Erhöhter Herzschlag, fokussierte Wahrnehmung, schnellere Atmung, Grundspannung in den Muskeln. Du bist bereit zu reagieren, in Windeseile.

Die Bedrohung muss dabei keine ernsthaft körperliche sein. Diese Art von Bedrohung gibt es heutzutage glücklicherweise nur selten. Heutzutage sind es eher die sozialen Wahrnehmungen: Mag mich mein Gegenüber? Droht sozialer Ausschluss oder bin ich vollkommen angenommen? Bin ich ein anerkanntes Mitglied einer Gruppe oder muss ich mich hier beweisen? Wie ist mein Status hier? Bin ich ok?

Das Nervensystem bewertet auch Menschen

Du kannst Dir vorstellen: Bewertet Dein Nervensystem die Menschen um Dich herum als sicher, dann fühlst Du Dich sicherer und wohler (außer, du suchst gerade das Abenteuer…).

Dabei bewertet nicht jedes Nervensystem alles gleich. Die einen fühlen sich sicher und geborgen in einer großen Gruppe von kräftigen Männern, andere vielleicht eher bedroht. Die Bewertung ist meisten an die eigenen bisherigen Erfahrungen oder gelernten Erzählungen geknüpft.

Freunde bewerten sich als sicher

Vielleicht ist das ein zusätzlicher Hinweis darauf, warum Freunde oft so ähnlich sind: Man fühlt sich in ähnlichen Situationen wohl und kann relaxen. Gleichzeitig ist auch das Gegenüber vertraut, weil es so ähnlich ist.

Zum einen wird man Freunde, weil man sich so vertraut miteinander fühlt. Zum anderen fühlt man sich so vertraut, weil man miteinander befreundet ist.

Der Mere-Exposure-Effekt

Vielleicht erinnerst Du Dich an den Mere-Exposure-Effekt: Je öfter man sich sieht, um so sympathischer nimmt man sich wahr.

Die Arbeitsweise des Nervensystems könnte dafür eine Erklärung sein. Man fühlt sich nach einer gewissen Zeit sicher miteinander, weil das Nervensystem immer wieder festgestellt hat: Hier passiert mir nix. Diese Person scheint wohl sicher zu sein.

Sich noch sicherer fühlen

Viele Ansätze in Coaching und Therapie haben das Ziel, dass man sich in immer mehr Kontexten sicher fühlt, in denen es angebracht ist, sich sicher zu fühlen. Alte Unsicherheitsmuster werden aufgelöst und durch neue, funktionalere Verhaltens- und Denkweisen ersetzt.

Regelmäßig seine Komfortzone zu verlassen und neue Erfahrungen zu sammeln, gehört dazu. Weil in den meisten Fällen wird Dein Nervensystem feststellen: Ist nicht so schlimm wie ich gedacht habe. Besser gesagt – macht sogar Spaß und ist geil! Mehr davon!

Gemeinsam Chillen, runterkommen & erholen. Die Zeit die Zeit sein lassen, ohne Agenda. Gemeinsam die Batterien aufladen. Oder einfach: Chillen mit Freunden.
Wir fühlen uns sicher und wohl miteinander. Du bist ok, ich bin ok. Hier darf ich einfach sein, und Du auch. Ich mag Dich.

🌤 Chillen: Bedeutung

Was bedeutet chillen? Wortwörtlich heißt Chillen „abkühlen“ – runterkommen, sich beruhigen oder ausruhen. Gemeint ist damit, dass man sich entspannt und erholt. Die Entspannung geht dabei nicht so weit, dass man schläft, sondern man bleibt wach. Chillen kann man allein oder mit Freunden.

🤸🏼‍♂️ Freunde fühlen sich wohl

Viele Freunde fühlen sich wohl miteinander. Sie mögen sich und fühlen sich sicher miteinander.

Eine Freundschaft aufzubauen, heißt für mich auch, dieses Sicherheitsgefühl miteinander herzustellen. Ich lerne die andere Person immer besser kennen und fühle mich in unterschiedlichen Situationen miteinander wohl. Mein Nervensystem kann sich auf den anderen verlassen.

Das heißt auch, durch Phasen des Unwohlseins miteinander zu gehen (Abenteuer, Konflikte, Streit), um miteinander festzustellen: Ich bin sicher. Ich kann mich auf die andere Person verlassen.

Ebenso lernt deine potenzielle Freundin oder Dein potenzieller Freund: Du bist sicher. Yes!!

Entspannung ist messbar

Seit kurzem habe ich eine Uhr, welche mir anzeigt, ob ich gerade gestresst bin oder ob ich mich erhole. Außerdem zeigt mir meine Uhr an, wie viel Energiereserven ich für den Tag noch habe.

Dabei misst meine Uhr nicht nur körperliche Herausforderungen oder Entspannung (also meinen Puls), sondern auch, ob in meinem Nervensystem gerade der Sympathikus (Stress, Anspannung) oder der Parasympathikus (Entspannung) dominant aktiv ist.

Das Interessante ist, dass ich anhand dieser Werte auf meiner Uhr ablesen kann, ob mir mein Gegenüber gerade guttut oder nicht. Meine Uhr zeigt mir an: bin ich gestresst oder entspanne ich mich in der Anwesenheit meines Gegenübers? Das kann ich gut mit meinem Körpergefühl abgleichen.

Ich verrate Dir: Mit guten Freunden beim Chillen erhole ich mich!

Wenn ich mich mit guten Freunden großen Herausforderungen stelle oder einen aufregenden Film schaue, entladen sich meine Energiereserven natürlich auch. Das dürfen sie dann auch :). Wir chillen ja später wieder.

Liegt es am Freund oder an mir?

Jetzt wird es noch mal spannend: Liegt es am Freund oder an mir, ob ich mich entspanne?

An beiden!

Es ist mein Nervensystem, welches zu der Bewertung „Sicher“ oder „Unsicher“ kommt.

Steht mein vermeintlicher Freund mit der Axt vor mir und sagt grimmige Wort zu mir, ist es vielleicht angebracht, dass mein Nervensystem sagt: Unsicher!

Aber verbringen wir eine ruhige Zeit miteinander, machen einander Komplimente & chillen wir – und mein Nervensystem will nicht runterkommen, dann kann ich vielleicht für mich prüfen, wie leicht es mir fällt, in der Gegenwart anderer zu entspannen.

Zuerst würde ich das für mich eine Weile ausprobieren und beobachten, mit Freunden darüber sprechen und vielleicht ein Buch darüber lesen. Und wenn ich dann nicht weiterkomme, dann können ein Coaching oder Therapie eine gute Option sein.

Gemeinsam Chillen, runterkommen & erholen. Die Zeit die Zeit sein lassen, ohne Agenda. Gemeinsam die Batterien aufladen. Oder einfach: Chillen mit Freunden.
Chillen auf dem Heimweg oder beim Spazieren. Einfach dahinschlendern und etwas plaudern. Wie geht's Dir eigentlich?

🥗 Gemeinsam Chillen

Gemeinsam Chillen heißt, dass die Nervensysteme der Beteiligten runterfahren können. Wenn das gelingt, dann ist es ein gutes Zeichen füreinander.

Ich empfehle deshalb, dass Du in Dein freundschaftliches Repertoire aufnimmst, Situationen zu schaffen, in denen man potenziell gemeinsam chillen kann:

  • Gemeinsames Picknick im Park
  • Gemeinsam am Lagerfeuer sitzen
  • Gemeinsam einen Film zu Hause schauen
  • Sonnenuntergang gucken an einem schönen Aussichtspunkt
  • Gemeinsam in der Hängematte chillen
  • Einer Straßenmusikerin lauschen, die ruhige oder malerische Musik macht
  • Ein Spaziergang bei Euch im Viertel
  • Entspannt zusammen malen oder basteln
  • Gemeinsam im Café sitzen und ein Buch lesen
  • Gemeinsam in den Sternenhimmel gucken
  • Gemeinsam musizieren
  • Am Strand chillen
  • Baden fahren und auf der Decke chillen
  • In die Sauna gehen

All diese Situationen laden dazu ein, dass man sich unterhält, Spiele spielt, sich über Probleme austauscht oder etwas erreichen will.

Interessant ist, ob sich der Moment miteinander einstellt, wo man einfach relaxt – wo der oder die andere einfach da ist und man nichts mehr sagen muss, sondern man sich einfach wohl fühlt.

Schön, dass Du da bist. Es ist schön mit Dir zu chillen.

Gemeinsam Chillen, runterkommen & erholen. Die Zeit die Zeit sein lassen, ohne Agenda. Gemeinsam die Batterien aufladen. Oder einfach: Chillen mit Freunden.
Freundschaft: Die Sonne im Herzen, das Eis auf der Hand.

🦊 Miteinander schweigen

Ein gutes Zeichen, ob sich Eure Nervensysteme miteinander sicher sind, ist es, ob Ihr miteinander schweigen könnt und Euch dabei wohl fühlt.

Miteinander reden ist oft ein Mechanismus, um Spannung abzubauen und sich kennenzulernen. Reden ist oft ein gegenseitiges Versichern, dass ihr gute Absichten miteinander habt. Indirekt fragen sich die beiden Nervensysteme: Du willst mir auch gutes, oder? Das ist ein ganz normaler Mechanismus, genieße ihn gern.

Tritt der Moment ein, indem ihr Euch auch schweigend miteinander wohl fühlt, dann ist ein sehr guter Moment für Euch. Ihr fühlt Euch sicher und wohl miteinander.

Drei Übungen zum Chillen

Mit diesem Wissen kannst Du mit Bekannten, Freunden oder angehenden Freunden drei verschiedene Übungen zum Chillen machen.

(Ok, Du kannst auch einfach chillen mit Ihnen – dann überspring das hier :))

Chillen im Café

Ihr könntet Euch in eine normale soziale Situation begeben, in der man miteinander schweigen kann. Ihr könnt Euch beispielsweise in ein Café setzen. Dort könnt ihr plaudern, Café trinken und was man halt so macht.

Dann nehmt Ihr Euch Zeitabschnitt, in welchem ihr einfach nichts sagt. Das kann am Anfang eine Minute sein, später vielleicht auch fünf Minuten oder eine halbe Stunde. Ihr könnt dabei Euch ansehen oder einfach andere Café-Besucher beobachten.

Hauptsache: Schweigen.

(und nicht aufs Handy gucken – ein schöne Standard-Ablenkung, um potenzieller Spannung oder dem Schweigen aus dem Weg zu gehen).

Wenn Du magst, kannst Du probieren, wie weit Du Dich gezielt in die Situation reinentspannen kannst. Am besten geht das dadurch, dass Du ruhig atmest, vielleicht etwas lächelst und probierst, die Anspannung in den Muskeln loszulassen – und dabei gleichzeitig mit Deiner Aufmerksamkeit in der Situation bleibst und nicht alle Konzentration auf Deine Entspannung fokussierst.

Danach könnt ihr Euch darüber austauschen, wie es Euch dabei ging.

Nebeneinander Buch lesen

Um die Zeitdauer zu verlängern, könnt ihr im Café einfach nebeneinandersitzen und jede liest ein Buch. Eigentlich eine sehr einfache Methode, um ruhig Zeit miteinander zu verbringen.

In die Augen sehen

Um die Spannung und auch die Verbindung noch etwas hochzudrehen, könnt ihr Euch im Café oder an einem ruhigen Ort (im Park, zu Hause) gegenübersetzen, und Euch in die Augen schauen. Fangt gern mit einer kurzen Zeit an (eine Minute) und steigert Euch dann.

Probiert auch gern dabei, wie weit Ihr Euch durch Atmung und Muskelentspannung in die Situation reinentspannen könnt – und Euch eines Tages wirklich völlig normal und entspannt dabei fühlt.

36 Fragen zum Verlieben

Es gibt ein berühmtes Experiment. In diesem Experiment stellten sich potenzielle Paare oder potenzielle Freunde 36 Fragen. Das Experiment wurde bekannt unter dem Namen: „36 Fragen um sich zu Verlieben“[2].

Nach den 36 Fragen sollten sich die jeweils 2 Personen für 4 Minuten tief in die Augen schauen.

Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Menschen aus diesem Experiment viel eher eine Partnerschaft eingingen oder Freunde wurden, als wenn sie sich einfach nur im Small Talk unterhalten hätten.

Eye Gazing Experiment

In vielen Städten gibt es Veranstaltungen, in denen man ausprobieren kann, wie es sich anfühlt, sich längere Zeit in die Augen zu schauen. Oft sind diese Veranstaltungen bekannt als „Eye Gazing Experiment“. Eine solche Veranstaltung kannst Du nutzen, um mit anderen Menschen auszuprobieren, wie sehr Du Dich im Augenkontakt entspannen kannst.

Falls es eine solche Veranstaltung nicht gibt, kannst Du sie selbst oder mit Freunden und Bekannten organisieren. Eine solche Veranstaltung zu organisieren wäre auf jeden Fall ein interessantes, gemeinsames Projekt – und Abenteuer.

Gemeinsam Chillen, runterkommen & erholen. Die Zeit die Zeit sein lassen, ohne Agenda. Gemeinsam die Batterien aufladen. Oder einfach: Chillen mit Freunden.
Bro, do you know how to make friends? - Just chill.

🐿 Viel Spaß beim Chillen

Jetzt wünsche ich Dir viel Spaß beim Chillen mit Deinen Freunden. Vergiss all die Theorie, nimm die Decke und trefft Euch im Park. Pack das Frisbee, die Seifenblasen, das Schachspiel, Dein Buch und den Grill ein und genießt Eure gemeinsame Zeit.

Es ist gerade Winter? Lade zum Filmgucken zu Dir ein, oder zum Essen.

📝 Inhalt: Freunde finden

Dieser Artikel ist Teil der Serie:
Richtige Freunde finden

        Start & Zusammenfassung

      💚 Welche Freunde willst Du?

      🧙🏼‍♂️ Die Magie der Bekanntschaft

      👨‍👩‍👧‍👦 Bekanntschaft zu Freundschaft

Die Artikel ohne Links werden zurzeit geschrieben.

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Quellenangaben

  • [1] Hall, J. A. (2018). How many hours does it take to make a friend? Journal of Social and Personal Relationships36(4), 1278-1296. https://doi.org/10.1177/0265407518761225
  • [2] Aron, A., Melinat, E., Aron, E. N., Vallone, R. D., & Bator, R. J. (1997). The experimental generation of interpersonal closeness: A procedure and some preliminary findings. Personality and Social Psychology Bulletin, 23(4), 363–377. https://doi.org/10.1177/0146167297234003