Welche Freunde passen zu mir?

„Gleich und gleich gesellt sich gern“, sagt ein altes Sprichwort. Tatsächlich ist es so, dass gute Freunde häufig erstaunlich gleich sind. Wissenschaftlich äußerst gut untersucht.

Gute Freunde (und Freundinnen) sind oft ähnlich alt, haben auf das gleiche Geschlecht, ähnliche Bildung, ähnliche Herkunft, ähnliche Hobbies, ähnliche Einstellungen zu Drogen, Alkohol, Zigaretten oder Kriminalitätsneigung. Überhaupt haben sie ähnliche Einstellungen zu Politik, Werten, Geld, Ernährung, Zielen, Erwartungen, Weltbild, Religion oder sexuellem Verhalten. Sie haben eine ähnliche Einstellung zu Körpergewicht, Sport und tragen oft ähnliche Kleidung.

Schau Dich gern um. Vielleicht wirst Du überrascht sein, was Du entdeckst. Ich erkenne sogar häufig, dass die Mimik, Gestik und Wortwahl ähnlich ist.

Das gilt übrigens nicht nur für gute Freunde und Freundinnen, sondern auch die Lebenspartner.

🎰 Freunde sind so ähnlich

Für die Ähnlichkeit der Freunde kann man in zwei verschiedene Arten von Eigenschaften unterscheiden:

• Harte & unveränderliche Eigenschaften wie bspw. das Geschlecht, Alter, Ethnie oder auch der Knochenbau
• Weich, eigentlich veränderbare Eigenschaften wie Werte, sozialer Umgang, Sprache, Verhaltensmuster etc.

Das Interessante ist: Für die Freundschaft kommt es dabei am meisten auf die weichen, eigentlich veränderbaren Eigenschaften an.

Es scheint zu gelten^{[Knecht/Schobin 2016]}:

• Je enger eine Freundschaft, umso ähnlicher sind die weichen, veränderlichen Eigenschaften.
• Je enger die Freundschaft ist, umso festgelegter sind die weichen, veränderlichen Eigenschaften.

Man könnte auch dem Sprichwort folgen: Zwischen die beiden passt kein Blatt Papier, so eng und vertraut ist deren Freundschaft.

Ein Grund, warum gute Freunde so gleich sind, könnte sein, dass man sich mit seinen Freunden wohlfühlen und möglichst wenig Konflikte austragen möchte. Die Gleichheit schützt vor dem Konflikt und sorgt gleichzeitig für ein Wohlgefühl.

Mehr zu dem Thema findest Du in dem Artikel: Freunde sind gleich – deshalb ist das so! (Freundschaftsforschung).

Die Gleichheit der Freunde: Was bedeutet das für Dich?

Für jemanden, der auf der Suche nach neuen Freunden ist, leiten sich daraus zwei Themen ab:

1. Wer bist Du? Was ist Dir wichtig im Leben? Wie willst Du sein?
2. Wer passt zu Dir? Wo findest Du diese Freunde? Wie gehst Du mit den potenziellen Freunden in Kontakt?

Das drittes Thema, dass dabei sofort mitschwingt, ist:

3. Wie stellst Du Dir eine gute Freundschaft vor?

🧭 Wer bist Du? Wie willst Du sein?

Meine Forschungen haben ergeben, dass Freunde ziemlich gleich sind. Wenn jemand auf der Suche nach neuen Freunden ist, empfehle ich also: Suche nach Menschen, die so sind wie Du?

Doch wer bist Du?

• Die ersten Fragen, die ich deshalb gerne stelle, sind:
• Wer ist es, der da auf der Suche nach Freunden und Verbindung ist?
• Was ist Dir wichtig im Leben?
• Welche Ziele hast Du?
• Was sind Deine Interessen? Was magst Du?
• Was ist Dir wichtig?
• Wie stehst Du zu Alkohol, Zigaretten, Drogen oder Kriminalitätsneigung?
• Sport?
• Freizeitgestaltung?
• Wie wäre für Dich eine Welt, in der alles gut läuft?

Wenn Du möchtest, kannst Du hier alle Frage ergänzen, die sich aus den harten und weichen Eigenschaften ergeben. Nimm gern die Fragen auf, die Dir wichtig sind.

✨ Welche Freunde passen zu Dir?

Jetzt geht es los: Welche Freunde möchtest Du finden? Wer passt zu Dir?

Im Prinzip kannst Du jetzt alle Fragen stellen, die ich Dir schon über Dich gestellt habe.

Meine Empfehlung ist sogar, es Dir ganz einfach zu machen: Angenommen, Du spielst gern Schach, möchtest viel Geld verdienen und willst regelmäßig ins ferne Ausland zu reisen? (Oder Du tust das alles schon?)

Dann kann ich mir gut vorstellen, dass Du mit einer Person, die ähnliche Interessen hat, eine gute Basis für eine Freundschaft hast.

Ganz platt gesagt: Suche Menschen, die so sind wie Du!

Sind gute Freunde immer gleich?

Oft bekomme ich jetzt eine Frage: Wenn Freunde immer gleich sind, wie finden dann Menschen unterschiedlichster Nationalitäten, Herkünfte oder Einstellungen zusammen.

Meine Antwort hat dann meist zwei Teile:

Erstens: Als eine Person, die gerade Freunde sucht, würde ich es mir leicht machen – und tatsächlich zuerst die Gleichheit finden wollen. Einsamkeit oder „keine richtigen Freunden haben“ bedeutet für viele Menschen Sozialstress. Aus diesem unguten Gefühl heraus würde ich mich zuerst darum kümmern, dass es mir gut geht – ich also Freunde habe.

Zweitens: Wenn ich mich gut sozial verankert fühle und meinen vertrauten Reflexionsraum habe, würde ich mich daran wagen, auch gute Verbindungen aufzubauen zu Menschen, die recht unterschiedlich zu mir sind. Diese Impulse des Neuen und Unvertrauten halte ich sowieso gut für das eigene Leben, die Bildung und das Wohlbefinden. Doch zuerst: Die Sicherheit.

So ergibt sich am Ende ein Netzwerk aus vertrauten Menschen und inspirierenden Menschen, mit denen Du ein glückliches Leben führen kannst (und auch vertraute, recht gleiche Menschen, sind oft sehr inspirierend).

Drittens: Ja, es gibt die Menschen, die gern mit Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften befreundet sind. Das Interessante ist dann oft, dass die große Gemeinsamkeit dieser Freunde dann ist, dass sie gern mit unterschiedlichen Menschen befreundet sind. Überraschung 😉

Ein Beispiel: Freundschaft zwischen Menschen weißer und schwarzer Hautfarbe

Es gibt gute Untersuchungen zur Freundschaft von schwarzen und weißen Menschen in den USA. Nach den bisherigen Aussagen kannst Du Dir sicher vorstellen, dass Menschen mit schwarzer Hautfarbe eher mit Menschen schwarzer Hautfarbe befreundet sind, und Menschen weißer Hautfarbe eher mit Menschen weißer Hautfarbe.

Gleichzeitig gibt es zahlreiche tiefe Freundschaften zwischen Menschen mit weißer und schwarzer Hautfarbe (Gott sei Dank!) – und diese Menschen sind dann oft vor allem in den „weichen Eigenschaften“ sehr ähnlich – ähnliche Bildung, ähnlicher Wohnort, gleiche Universität, ähnliche Werte …

Ich finde es übrigens gut, dass es immer mehr von diesen Freundschaften gibt, und würde die Hautfarbe gar nicht zum Thema machen wollen. Warum auch.

Zweites Beispiel: Freundschaften zwischen Männern und Frauen

Die meisten besten Freundschaften in Deutschland sind gleichgeschlechtlich. Bei den Männern zu 85 Prozent, bei den Frauen zu 89 Prozent.

Das heißt natürlich auch, dass es viele „Ausnahmen“, nämlich zu 11 bis 15 Prozent.

Interessant ist, dass in den nordeuropäischen Ländern, wo die Gleichheit der Geschlechter gesellschaftlich tiefer verankert ist als bspw. in Russland, Frauen noch eher mit Frauen befreundet sind und Männer noch eher mit Männern, also die Prozentzahl der Gleichheit des Geschlechts in einer Freundschaft noch höher ist.

In Norwegen ist der beste Freund eines Mannes zu 93 Prozent ein Mann, bei Frauen zu 92 eine Frau. In Russland war das in der gleichen Untersuchung bei den Frauen zu 87 Prozent eine Frau, und bei den Männern zu 75 Prozent ein Mann.

Die Zahlen stammen aus der dem International Social Survey Programme von 2001^{[ISSP 2001]}.

Ähnlich, nicht gleich

Deshalb: Deine Freunde „müssen“ nicht in allen Belangen gleich sein. Ich würde da eher Tendenzen sehen – doch nach denen würde ich aktiv suchen.

Übrigens: Die meisten Menschen machen das automatisch so. Wie sprechen auch darüber, dass sie „Gleichgesinnte“ treffen möchten.

🗨 Wie soll Deine Freundschaft sein?

Wahrscheinlich ist für viele sofort einleuchtend, dass Menschen unterschiedliche Vorstellungen haben, wie eine gute Partnerschaft aussieht. Ok, es mag viele Gemeinsamkeiten geben, aber eben auch Unterschiede.

Ebenso ist es mit der Freundschaft.

Wahrscheinlich ähneln sich die Vorstellungen von Freundschaft; und doch es gibt auch Unterschiede. Deshalb frage ich gern: Was ist Dir wichtig in einer Freundschaft?

Der dritte Block meiner Fragen bezieht sich deshalb oft auf die Freundschaft selbst:

• Welche Art von Freundschaft oder Freundschaften suchst Du?
• Was ist Dir in einer Freundschaft wichtig?
• Wie willst Du Dich mit Deinen Freunden und Freundinnen fühlen?
• Was möchtest Du unternehmen?
• Wie ehrlich wollt ihr miteinander sein?
• Was bringst Du in die Freundschaft ein?
• Was werden Deine Freunde (oder Freundinnen) an Dir mögen?
• Was wirst Du an Deinen Freunden mögen?

Wenn Du das Glück hast, dass Du schon gute Freundschaften hattest, dann kannst Du Dich an diesen orientieren:

• Wie seid Ihr Freunde geworden?
• Was zeichnete Eure Freundschaft aus?
• Was mochtest Du an Eurer Freundschaft? Was mochtest Du nicht?
• Was mochtest Du an Deiner Freundin oder Deinem Freund? Und was vielleicht nicht?

Es kann sein, dass Du mit diesen Überlegungen jetzt andere Impulse bekommst, welche Art von Menschen Du gern Deine Freunde nennen möchtest.

Wahrscheinlich wird es Dir im Laufe dieses Artikels immer wieder so gehen, dass Du Überlegungen veränderst oder verfestigst. Genau dazu ist dieser Artikel da.

Freundschaft ist eine Co-Creation. Sie wird mindestens von zwei Personen gestaltet.

Ich fände es ja spannend, mich mit anderen Menschen über ihre Vorstellung von Freundschaft zu unterhalten, gerade auch mit Menschen, die ich gern potenziell als Freunde gewinnen möchte.

Dabei gleichen wir ab, was uns für eine Freundschaft wichtig ist. Und gleichzeitig ist es eine tolle Inspirationsquelle.

🎭 Mehr über Freundschaft wissen

Gerade in der Frage „Was eine gute Freundschaft ausmacht?“ empfehle ich Dir, Dich damit wirklich zu befassen.

Gute soziale Beziehungen sind für die meisten Menschen essenziell. Vieles, was uns antreibt, ist von den Fragen getrieben: Wo gehören wir dazu? Sind wir gemocht? Fühlen uns aufgehoben?

Gute Freundschaften, Partnerschaften, Familie und gute Beziehungen zu Kolleginnen und Kollegen sind die wichtigsten sozialen Beziehungen, die wir haben.

Die Freundschaft ist meiner Meinung nach oft unterschätzt – dabei ist die Freundschaft die soziale Beziehung mit den meisten Freiheiten und einem riesigen Potential für Wohlbefinden und soziale Entwicklung. Mit guten Freunden kannst Du alles erreichen.

Erweitere Deine Vorstellung

Vielleicht hast Du eine gute Vorstellung, wie sich eine gute Freundschaft anfühlt für Dich. Ich möchte Dich einladen, diese Vorstellung zu erweitern.

Ich finde, um ein Ziel zu erreichen, ist es gut, seine eigene Vorstellung von dem Ziel zu schärfen: Wo will ich hin? Wie soll sich das anfühlen? Was ist noch möglich?

Es ist OK und richtig, am Anfang und auch auf dem Weg noch keine Vorstellung zu haben, wie die gute Freundschaft am Ende aussieht. Es ist OK und richtig, diese Vorstellungen beim Gehen zu entwickeln.

Für die Entwicklung möchte ich Dir drei Dinge vorschlagen:

1. Selbst ausprobieren, reflektieren, versuchen. Jede Praxis bringt Dich weiter.
2. Unterhalte Dich mit anderen Menschen über ihre Freundschaften.
3. Lese und informiere Dich über Freundschaften. Filme gehen auch.

Das Buch über Freundschaft

In den vergangenen Jahren habe ich mich intensiv mit Freundschaft auseinandergesetzt: Viele wissenschaftliche Studien gelesen, mich mit Wissenschaftlern persönlich unterhalten, ich bin auf Konferenzen gewesen, habe mich mit Menschen über ihre Freundschaften ausgetauscht und gleichzeitig viele Workshops und Coachings gegeben.

Immer hatte ich ein Ziel:

• Was ist Freundschaft?
• Was bringt die Menschen zusammen?
• Wie kann ich unterstützen, dass Menschen wirklich glückliche und gute Freundschaften führen?

Ein Ergebnis ist diese Webseite.

Ein anderes Ergebnis ist das Buch „Was ist Freundschaft“, welches hoffentlich in diesem Jahr erscheinen wird. Meiner Meinung nach wird „Was ist Freundschaft“ ein Meilenstein der Freundschaftsgeschichte.

Dale Carnegie: Wie man Freunde gewinnt

Viele haben Dale Carnegie gelesen „Wie man Freunde gewinnt“. Auch ich.

Das Buch ist gut, doch ich würde es eher nennen „Wie man gute Bekannte gewinnt“.

Viele Tipps von Dale Carnegie gebe ich gern weiter, vor allem für das Kennenlernen. Danach fehlt mir die Tiefe der Freundschaft in diesem Buch.

Kein Wunder, das Buch wurde 1936 veröffentlicht. Es ist meiner Meinung nach eher für Geschäftsleute und Politiker. Das wir fast 100 Jahre später einen anderen Blick auf Freundschaft haben, das halte ich für selbstverständlich. Deshalb braucht es ein Update.

Du findest hier eine Zusammenfassung von Dale Carnegie „Wie man Freunde gewinnt“ und hier seine 30 Regeln.

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Für Dich: Die 6 Zutaten großartiger Freundschaften

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Quellen

• Knecht, A. / Schobin, J. (2016). Homogenität der Freundschaft. In: Freundschaft Heute: Janosch Schobin, Vincenz Leuschner, Sabine Flick, Erika Alleweldt, Eric Anton Heuser, Agnes Brandt (Herausgeber). Freundschaft Heute. Bielefeld: transcript, S. 117-127
• ISSP (2001). International Social Survey Programme: Social Relations and Support Systems – ISSP 2001. GESIS Data Archive. Cologne. ZA3680 Data File Version 1.0.0, doi:10.4232/1.3680 [Zitiert nach Knecht / Schobin 2016]