Einsamkeit ist ein negatives Gefühl, das entsteht, wenn die gewünschten sozialen Beziehungen nicht den tatsächlichen Beziehungen entsprechen.
Es gibt drei Hauptgründe für Einsamkeit:
- Emotionale / intime Einsamkeit: Mangel an einer engen, intimen Beziehung, wie beispielsweise einer Paarbeziehung
- Soziale Einsamkeit: Mangel an Freundschaften und anderen guten sozialen Beziehungen
- Kollektive Einsamkeit: Fehlen eines Gefühls von Zugehörigkeit zu Gesellschaft oder einer anderen größeren Gemeinschaft
Einsamkeit heißt nicht unbedingt allein sein, sondern dass die Qualität und die Tiefe des Kontakts nicht vorhanden sind.
In diesem Artikel erfährst Du den aktuellen Stand der Forschung, den ich auf der Tagung des Deutschen Ethikrates im Juni 2024 von Deutschlands führenden Wissenschaftlern zum Thema Einsamkeit erfahren durfte.
Viel mehr als die Menge oder die Zeit der Kontakte zählt vor allem die Qualität der Kontakte!
Die Frage ist: Haben Beziehungen und Kontakte ausreichend Tiefe und Qualität und fühle ich mich wirklich als Mensch mit anderen Menschen verbunden?
Viele Menschen in Pflegeheimen fühlen sich einsam, obwohl sie den ganzen Tag von Menschen umgeben sind und sogar mit ihnen kommunizieren. Kinder können sich in der Schulklasse einsam fühlen. In der Großstadt ist man den ganzen Tag von Menschen umgeben – und trotzdem fühlen sich viele einsam.
So kann sein, dass jemand den ganzen Tag unter Menschen ist, und sich trotzdem einsam fühlt. Die Kontakte haben nicht die Qualität und die Tiefe. Selbst wenn die Menschen miteinander sprechen, kann es sein, dass die Inhalte an ihren menschen Kern vorbei gehen – und man sich trotzdem einsam fühlt.
Einsamkeit war lange Zeit ein Thema von älteren Menschen. Seit den Corona-Lockdowns ist Einsamkeit auch unter jungen Menschen weit verbreitet.
Die aktuelle Studie des Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung vom Mai 2024 zeigt: 17 Prozent der Bevölkerung sind sehr einsam, zirka 33 Prozent fühlt sich zumindest teilweise einsam. Es betrifft alle Altersgruppen, arme und reiche Menschen.
Abenteuer Freundschaft entstand, weil ich mich während des Corona-Lockdowns einsam fühlte. Ich wollte endlich richtige Freunde haben.
Mein schlechtes Gefühl hatte ich damals nicht Einsamkeit genannt, sondern mich eher dafür geschämt und mich als sozial unfähig tituliert. Ich fühlte mich als einer von wenigen, der es nicht auf die Reihe bekommt!
Doch das stimmt nicht! Fast die Hälfte der Bevölkerung gab damals in Untersuchungen an, sich einsam zu fühlen.
In den letzten Wochen habe ich bei meinen Recherchen gelernt: Ich war nicht allein! Du bist nicht allein! Es geht sehr, sehr vielen Menschen so!
Deshalb gibt es seit Dezember 2023 eine Einsamkeitsstrategie der Bundesregierung.
Um die Dramatik noch mehr zu verdeutlichen: 5 Prozent der Bestattungen in Deutschland sind Amtsbestattungen. Das heißt: Es gibt keine Angehörigen oder Freunde, welche die Bestattungen organisieren. Sondern der Staat tut es. Die meisten dieser 5 Prozent sind Männer.
Familienministerin Paus berichtete, dass in England ein Mann ein halbes Jahr lang tot in seiner Wohnung lag, bevor er gefunden wurde. Einsam.
Dieser Einzelfall war symptomatisch für ein Problem in der Bevölkerung in Großbritannien. Seitdem gibt es dort ein Ministerium gegen Einsamkeit. Ein Ministerium! In Japan gibt es ebenso einen Minister für Einsamkeit.
Vielleicht werde ich eines Tages Minister. Das Ministerium hätte nur einen anderen Namen: Freundschaftsministerium!
Scherz beiseite. Obwohl. Warum nicht?
Gestern war ich auf einer Tagung des Deutschen Ethikrates zum Thema Einsamkeit. Führende Wissenschaftler haben aktuellste Erkenntnisse zur Einsamkeit in der Bevölkerung Deutschlands vorgetragen. Die Familienministerin Paus war persönlich da. Dort berichtete sie auch von dem toten Mann in Großbritannien.
Beim Deutschen Ethikrat durfte ich mit führenden Wissenschaftlern der Einsamkeitsforschung schwatzen. Das ZDF sprach mich an, ob ich in einer Sendung zum Thema Einsamkeit als Praktiker und Lösungsanbieter etwas beisteuern kann. Ich bin gespannt, was daraus wird.
Schon am Vortag, auf einer anderen Konferenz über Einsamkeit, ging ein Traum für mich in Erfüllung: Ich traf Janosch Schobin, der federführend das Buch „Freundschaft Heute“ mitgeschrieben hat und Deutschlands renommiertester Freundschaftsforscher ist. Der Artikel „Freunde sind gleich“ basiert auf seinem Buch.
Dieser Artikel ist meine Zusammenfassung der Vorträgen des gestrigen Tages und setzt sich aus bestimmt 10 Vorträgen von Professoren und Praktikern zusammen, die ihren aktuellsten Stand der Einsamkeitsforschung vorgetragen haben.
Vielleicht wirst Du überrascht sein, wie vielfältig Einsamkeit ist. Dieses Wissen kann Dir nützen, um eigene Einsamkeit zu vermeiden oder aus Episoden der Einsamkeit gut herauszufinden.
Vielleicht hilft Dir der Artikel auch, einsam fühlende Menschen besser zu verstehen und ihnen zu helfen.
Einsamkeit ist nicht Alleinsein. Es gibt Menschen, die tagelang allein sein können, sogar wollen, und dabei kein negatives Gefühl der Einsamkeit empfinden. Manche fühlen sich beim Alleinsein sogar pudelwohl und laden ihre soziale Batterie dabei auf.
Einsamkeit ist das negative Gefühl, nicht die sozialen Beziehungen zu haben, die man gern möchte. Das kann heißen: Alleinsein. Doch meistens heißt es: Unter Menschen sein, und sich nicht verbunden und einbezogen zu fühlen.
Das unangenehme Gefühl von Einsamkeit ist erst einmal gut – es zeigt Dir, dass es Zeit für Dich ist, zu handeln:
- einen Freund oder eine Freundin anzurufen
- das Gesprächsthema in der Gruppe auf Dinge zu lenken, die Dich wirklich interessieren und Dich in Verbindung mit Deinem Gegenüber bringen
- … und vieles mehr
Das Gefühl der Einsamkeit ist wie das Hungergefühl: Unangenehm. Aber ich weiß, was ich zu tun habe. Im Falle von Hunger nehme ich mir etwas zu essen, oder gehe einkaufen, falls gerade nichts im Kühlschrank ist. Im Falle von Einsamkeit gehe ich in sozialen Kontakt.
Hunger kann man sogar einige Stunden gut aushalten. Einsamkeit auch. Doch wenn man mehrere Tage hungert, oder mehrere Woche, dann ist Hunger oder Einsamkeit keine normale Emotion des Alltags mehr, der uns nützliche Handlungsimpulse gibt, sondern ein Problem.
Vor allem, wenn der Hunger oder die Einsamkeit eben nicht bewusst gewählt sind – wie bspw. beim Fasten.
Menschen sind soziale Wesen. Einsamkeit zeigt uns an, dass wir uns verbinden wollen.
Einsamkeit heißt, dass man nicht die Verbindungen mit anderen Menschen spürt, die man sich wünscht.
Professor Heinz Bude sagte: „Einsamkeit passiert nicht außerhalb von Beziehungen, sondern innerhalb von sozialen Beziehungen.“
Oft ensteht Einsamkeit, wenn Menschen zwar kommunizieren, aber nicht über das, was sie wirklich bewegt.
Als ich das hörte, dachte ich sofort an Christoph Fink und seinen Kurs zur Radikalen Ehrlichkeit. Dort habe ich gelernt, mutig auszusprechen, was ich wirklich gerade denke und was mich wirklich gerade bewegt. Meine Freundschaften haben seitdem enorm an Tiefe gewonnen. Außerdem hilft Radikale Ehrlichkeit, über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse sprechen zu können.
In den Freundschafts- und Kommunikationskursen von Abenteuer Freundschaft probieren wir ganu das in einem sicheren Rahmen aus: Offen und ehrlich miteinander sein, sich verletzlich zeigen und auch vermeintliche Schattenseiten anzusprechen. Die Teilnehmenden sind immer wieder fasziniert, wie binnen Minuten echte Verbindungen entstehen.
Prof. Lars Fredrik Händler Svenson aus Schweden berichtete von einer Studie: Menschen verbringen 80 Prozent der Wachzeit zusammen mit anderen Menschen. Das gilt sowohl für Menschen, die sich gut eingebunden fühlen, als auch für Menschen, die sich einsam fühlen. Es kommt also wirklich auf die Qualität des Miteinanders und der Gesrpäche an.
Oft werden einsame Menschen auf Bildern dargestellt als eine Person, die allein in einem Raum ist. Die Körperhaltung lässt oft auf Einsamkeit schließen. Diese Art von Einsamkeit im Alleinsein gibt es und ist wahrscheinlich ein wirklich tiefgreifender Schmerz.
Jedoch ist diese Einsamkeit nicht die Masse der Einsamkeit. Die meisten Menschen, die Einsamkeit verspüren, tun das im Beisein anderer Menschen.
Um den Kontrast noch weiter zu schärfen: Prof. Svenson berichtete sogar, dass Menschen, die ihre Freunde täglich treffen, sich eher einsam fühlen, als Menschen, die ihre Freunde nicht täglich treffen.
Gute Freunde können sich alles erzählen. Wirklich ALLES.
Ich möchte nicht weiter in dieses Alles hier einsteigen, weil es Menschen, die nicht so vertraut sind mit anderen Menschen, vielleicht abschrecken könnten. Einen Hinweis, was unter ALLES zu verstehen ist, findest Du in den vermeintlichen Tabu-Fragen auf in dem Artikel: 97 persönliche Fragen, um Deine Freunde besser kennen zu lernen.
Auf der Konferenz wurde mehrfach hervorgehoben, wie wichtig es ist, zu einem gegenseitigen Vertrauen zu finden.
Das, was innen in Dir vorgeht, sollte möglichst auch das sein, was Du mit anderen Menschen kommunizierst. Gedanken und Gefühle. Keine Hülle, sondern alles echt. Be yourself.
Dann kann dein Gegenüber auch mit DIR kommunizieren, nicht nur mit Deiner Hülle.
Wenn Dein Gegenüber ebenso offen und ehrlich ist, entsteht großes Vertrauen miteinander. Und Verbundenheit.
Spürst Du Einsamkeit im Beisein anderer Menschen, könnte das ein Handlungsimpuls an Dich sein, mehr Du zu sein, mit Menschen direkter zu kommunizieren oder den Kontakten mehr Tiefe zu geben.
Wenn meine Freunde mich fragen, wie das geht, dann sage ich:
“Such Dir eine Frage aus der oben genannten Frageliste aus, möglichst eine Tabufrage. Du musst richtig Herzklopfen haben, diese Frage zu stellen. Und Dich vielleicht selbst davor drücken, diese Frage Deinem Gegenüber ehrlich zu beantworten.
Wenn Du die Frage stellst, wird Euer Kontakt auf jeden Fall intensiv, echt und ehrlich.”
Um richtig ehrlich zu sein, kannst Du vorher sagen:
“Ich möchte unsere Freundschaft (Bekanntschaft) noch besser machen. Dazu möchte ich Dir eine Frage stellen. Ich bin leider richtig nervös, diese Frage zu stellen. Du musst diese Frage nicht beantworten, wenn es Dir zu privat ist. Ist das Ok?”
Dann bekommst Du wahrscheinlich ein “Ja” oder ein “Ok”, und dann geht es los.
Professor Manfred Spitzer zeigte, dass Einsamkeit im Gehirn genau an der Stelle abgebildet wird, wo auch das Schmerzzentrum ist. Einsamkeit ist echter, fühlbarer Schmerz.
Ebenso im Schmerzzentrum abgebildet ist der Schmerz bei sozialer Zurückweisung. Schüchternheit ist die Angst vor diesem Schmerz.
Ebenso im Schmerzzentrum spürbar ist, wenn man einen Fehler gemacht hat oder Angst hat, Fehler zu machen.
Was Prof. Manfred Spitzer dann berichtete, traue ich mir kaum hier zu schreiben: Es gibt zahlreiche Menschen, die Schmerzmittelabhängig sind. Viele davon bekämpfen den Schmerzmitteln den Schmerz der Einsamkeit.
Kurzum: Diese Menschen nehmen eine Ibuprofen und fühlen sich weniger einsam, weil sie den Schmerz nicht mehr fühlen. Die Nebenwirkungen sind auf Dauer verheerend!
Ich möchte es gleich hier sagen: Fühlst Du Dich einsam, dann gibt es viel bessere Mittel als Schmerzmittel!
Raus aus der Einsamkeit – Erste Ideen
Lies die Artikel dieser Webseite, komm zu unseren Kursen oder auf eine unserer Wanderungen, geh raus, geh auf Veranstaltungen, mach einen Spaziergang.
Das Kompetenz-Netzwerk Einsamkeit hat zahlreiche Angebote jeglicher Art gesammelt, wo Du Dich mit Menschen verbinden kannst: Angebote bei Einsamkeit.
Eines der besten Mittel gegen Einsamkeiten, finde ich: Hilf anderen Menschen, ebenso aus ihrer Einsamkeit rauszukommen. Das ist gut für Dich, und gut für jemanden anderes.
Wir haben wissenschaftlich nachgewiesen ein gesellschaftliches Problem. Jede und jeder Zweite auf der Straße fühlt sich manchmal einsam. Da ist viel Platz für gute Verbindungen!
Noch mehr schlechte Ideen gegen Einsamkeit
Als ich die Erkenntnisse von Professor Spitzer sah, schoss mir eine Frage durch den Kopf, die ich gleich vor 600 Leuten durchs Mikrofon stellte: Kann es sein, dass Alkohol, Zigaretten und viele Drogen genau das machen – den Schmerz lahmlegen? Das Menschen das Schmerzzentrum betäuben, um ihrer Einsamkeit zu entgehen und den Schmerz vor möglicher Zurückweisung nicht zu spüren?
„Ja!“, sagte Prof. Spitzer.
Ich nahm seine Stimme jetzt deutlich bestimmter und aufgebrachter wahr. Ja, Alkohol hätte auch diese Wirkung und es ist eine äußerst schlecht Idee, so mit Einsamkeit oder Zurückweisung umzugehen. Es gibt bessere Mittel und Wege, das dauerhaft auf gesunde Weise zu tun!
Ich führte mir vor Augen, wie viel Alkohol oder andere Drogen in Deutschland konsumiert werden, um diese Art Schmerzen zu bekämpfen oder „lockerer“ zu werden – und wusste: Die 50 Prozent Einsamkeitsquote sind im Alltag sichtbar.
Auch Prof. Noack wies später darauf hin, wie viele dysfunktionale Verhaltensweisen es gibt, um den Schmerz der Einsamkeit nicht zu spüren und das Loch mit anderen Sachen zu füllen.
Ich stelle mir vor, dass dazu auch exzessives Computerspielen, Sportsucht, Handysucht zählen. Oder das Menschen lange in unpassenden Beziehungen verharren, nur um keine Einsamkeit zu spüren.
Mit offenen Augen gehe ich durch die Berliner U-Bahn und weiß, wie wichtig die Strategie der Bundesregierung ist und wie wichtig Abenteuer Freundschaft.
Wenn Du das Gefühl hast, dass diese Webseite dazu beitragen kann, unsere gesellschaftliche Misere deutlich zu lindern, leite sie gern weiter. Oder leite andere Links und Hilfen weiter, die Du ebenso für wirksam hältst, um Menschen aus der Einsamkeit zu helfen.
Wahrscheinlich kannst Du schon viel helfen, in dem Du selbst in gute Verbindungen gehst. Das hilft Dir und Deinem Gegenüber.
Das schönes ist ja: Je besser Du mit Deinen Kontakten und Deinen Freundschaften bist, dass auf der anderen Seite immer jemand ist, dem es auch besser damit geht. Das ist cool, oder?!
Nach dieser Konferenz beim Deutschen Ethikrat spüre ich nämlich jetzt einen Schmerz – den Schmerz, dass man doch eigentlich mit einfachen Mitteln schon so viel tun kann. Echter Kontakt. Echte Freundschaften.
Prof. Spitzer beschrieb auch: Verbundenheit wirkt heilsam.
Wenn man im Krankenhaus liegt, was steht dann auf dem Nachttisch? Ein Bild der Familie, der Frau oder gar der Freunde. Und das wirkt heilsam.
Letztens habe ich bei einem Freund eine Fotowand mit seinen Freunden gesehen. So eine Fotowand ist eine gute Idee!
Erstens: Du fühlst Dich wahrscheinlich mit Deinen Freunden besser verbunden und dadurch bist Du vielleicht ein besserer Freund oder eine bessere Freundin.
Und zweitens: Eine solche Fotowand könnte einfach heilsam für Dich und Deine Seele sein, weil Du Deine Freunde jeden Tag auf diesen Bildern siehst.
Das schlussfolgere ich aus dem, was Prof. Manfred Spitzer auf der Konferenz vorgetragen hat. Gern hätte ich ihn auch dazu gefragt!
Ja, diese Überschrift hat Prof. Manfred Spitzer wirklich gewählt – und dann mit Zahlen untermauert.
Einsamkeit ist tödlicher als Rauchen, Alkohol trinken, kein Sport machen, Fettleibigkeit, Bluthochdruck oder dreckige Luft.
Anders gesagt: Freunde verlängern das Leben.
Schon der Freundschaftsexperte Dr. Wolfgang Krüger stellte fest: Wenn man gute Freunde hat, lebt man bis zu 20 Prozent länger. Das sind gut 15 Jahre.
🌾 Einsamkeit ist mehr als Du denkst
Einsamkeit ist nicht gleich Einsamkeit.
Wie gesagt: Kurzzeitige Einsamkeit ist ein Handlungsimpuls: Ich habe Lust auf Kontakt. Ich gehe in ein Café, rufe meine Eltern an oder treffe einen Freund.
Ist die Kontaktaufnahme erfolgreich und der Kontakt befriedigend, ist alles gut. Die Wissenschaft nennt das Reaffiliation. Kannst Du Dir merken, musst Du aber nicht.
Studien zeigen, dass selbst oberflächliche Kontakte – das typische „Hallo“ mit den Nachbarn – besser sind als keine Kontakte. Besser ist natürlich: Befriedigende, tiefgehende, ehrliche Kontakte. Ein gutes Gespräch oder Zusammensein mit Tiefe, Nähe und Qualität.
Bei der Einsamkeit unterscheiden Prof. Maike Luhmann und Prof. Susanne Bücker, die auch beide beim Ethikrat anwesend waren, in folgende drei Formen:
- Emotionale / Intime Einsamkeit: Mangel an einer engen, intimen Beziehung, wie beispielsweise einer Paarbeziehung. Oder auch, dass es zwar eine solche Beziehung gibt, aber keine wirkliche Tiefe und Verbindung in dieser Beziehung. Zum Beispiel, weil man sich nicht traut zu sagen, was ist (auch gute Paare erzählen sich alles! Wirklich Alles!), die Paare gewissen Themen miteinander nicht mehr ansprechen oder gar in Streit oder Ignoranz leben.
- Soziale Einsamkeit ist ein Mangel an Freundschaften und weiteren sozialen Beziehungen unterschiedlicher Tiefe. Auch hier ist die Frage: Wie gut und tief sind die Beziehungen mit anderen, von wie viel Offenheit, Ehrlichkeit und Vertrauen sind diese Beziehungen geprägt? Wie sehr ist man wirklich miteinander in Kontakt oder wie sehr zeigt nur eine Hülle oder nimmt nur die Hülle des anderen wahr.
- Kollektive Einsamkeit ist das Fehlen eines Gefühls von Zugehörigkeit zu einer größeren Gemeinschaft oder zur Gesellschaft.
Das Gefühl von Einsamkeit stellt sich ein, wenn man eine dieser drei Einsamkeiten spürt. Alle drei Arten der Einsamkeit auf einmal, sind sicher heftiger als nur eine Art.
Soziale und Emotionale Einsamkeit
Die soziale Einsamkeit (39 Prozent) kommt öfter vor als die emotionale Einsamkeit (28 Prozent)[Quelle]. Keine Freunde oder unbefriedigende Freundschaften ist ein größeres Problem in der Gesellschaft als unbefriedigende oder keine Partnerschaften.
Beispiel kollektive Einsamkeit
Meine Vermutung ist: Die Corona-Zeit hat zu mehr sozialer Einsamkeit geführt.
Gleichzeitig könnte die Corona-Zeit auch zu mehr kollektiver Einsamkeit geführt haben. Die scharfen Maßnahmen der Regierung, die zum Teil strenge Kommunikation und die konrtollierte Durchsetzung der Maßnahmen könnten bei Menschen, welche die Maßnahmen weniger begrüßt oder gar abgelehnt haben dazu geführt haben, dass das Gefühl von Zugehörigkeit zur Gesamtgesellschaft gelitten hat. Der daraus folgende Handlungsimpuls drückt sich vielleicht auch dadurch aus, dass man bisherigen Akteuren der Gesellschaft weniger vertraut und sich neuen Gemeinschaften anschließt, von denen man sich jetzt besser vertreten fühlt.
Ich stelle mir vor, dass Ausgrenzung jeglicher Art aus der Gesellschaft zu einem Gefühl der kollektiven Einsamkeit führen können.
Vertrauen kann man laut Aussagen vieler Vortragenden beim Ethikrat schnell kaputt machen, aber es braucht viel Zeit und glaubwürdige Interaktionen, um es (wieder) aufzubauen. Ehrliche Interaktionen.
Prof. Maike Luhmann stellte vor, Einsamkeit auch nach der Zeitdauer zu unterscheiden.
- Momentane Einsamkeit ist eine kurze Phase der Einsamkeit von einigen Minuten bis vielleicht auch einige Tage. Die eigenen Handlungsimpulse oder Handlungen anderer Menschen führen jedoch in Kürze dazu, dass die Einsamkeit behoben ist. Diese Art von Einsamkeit ist ein normales Lebensereignis, ebenso wie man Hunger hat oder auf Toilette muss.
- Situationale Einsamkeit kann sich typischerweise bei größeren Lebensereignissen einstellen, bspw. wenn die Kinder aus dem Haus ziehen, der Partner oder die Partnerin stirbt oder man sich trennt, oder man in eine neue Stadt zieht oder den Beruf wechselt.
- Chronische Einsamkeit ist eine längere Einsamkeit, die auch zu Veränderungen in der Persönlichkeitsstruktur führen kann.
Das hatten wir schon: Einsamkeit ist nur ein Handlungsimpuls. Kommt die einsam fühlende Person in die Handlung oder passieren gute Dinge im Umfeld, dann ist das Bedürfnis nach einem gutem Kontakt befriedigt. Die einsam fühlende Person fühlt sich wieder verbunden und glücklich.
Die extrem gute Nachricht ist: Das ist meistens so! Juchuuuu!
Kann dem Handlungsimpuls jedoch nicht nachgegangen werden, verläuft die Handlung nicht erfolgreich und passiert auch kein Wunder von außen, kann sich eine Einsamkeitsspirale entwickeln, die Prof. Maike Luhmann ungefähr so wie im Folgenden beschrieben hat.
Einsamkeit fühlt sich wie ein Schmerz an. Bleibt der Schmerz, kann sich ein Gefühl der Bedrohung einstellen. Geht das niemals zu Ende? Ähnlich wie bei einem andauernden Schmerz kann sich eine erhöhte Aufmerksamkeit einstellen, die Person ist weniger gelassen, mehr angespannt und vielleicht mehr gestresst.
Beobachtet wurde, dass einsame Personen nun weniger positiv auf soziale Interaktionen reagieren. Das Vertrauen in soziale Interaktionen geht zunehmend verloren.
Was meine ich mit fehlendem Vertrauen in soziale Interaktionen?
Viele Situationen mit anderen Menschen lassen unterschiedliche Interpretationen zu. Auf einen Witz kann man mit Lachen reagieren, ihn persönlich nehmen oder gar als Angriff werten. Je mehr Einsamkeitserfahrungen gesammelt wurden, umso wahrscheinlicher kann eine negative Interpretation einer solchen Situation sein. Das Vertrauen in die Menschen ist nicht mehr so groß.
Dass muss nicht so, viele Leute bleiben auch stabil, doch es gibt Menschen, die diese Einsamkeitsspirale durchlaufen.
Manchmal ist Vertrauen in einen Menschen vielleicht zurecht kaputt gegangen – nur, dass sich das Misstrauen vielleicht auch auf andere Menschen auswirkt, die mit dem ursprünglichen Vertrauensverlust nichts zu tun hatten und denen man eigentlichen vertrauen könnte. Das ist schade.
Im Extremfall reagiert die Person mit einem generellen Rückzug und mit Feindseligkeit, was die Einsamkeit weiter verstärkt und ein Rauskommen unwahrscheinlicher macht – außer, es trifft ein glückliches Ereignis ein oder externe Hilfe wirkt. Das kann Therapie oder Coaching.
Weitere mögliche negative Folgen von Einsamkeit (bei jüngeren Menschen) beschrieb Prof. Noack in seinem Vortrag:
- Schlechte Schlafqualität
- verringerte Schulleistung und -zufriedenheit
- Geringeres Einkommen im Berufsleben später
- Verringerung prosozialen Verhalten
- Vertrauensverlust in Mitmenschen und Institutionen
- Hinwendung zu Gruppenbindungsangeboten mit Aufwertungspotential
Andersherum gesagt sind mögliche positive Folgen eines guten Freundeskreises:
- Bessere Schlafqualität
- bessere Leistung und Zufriedenheit in der Schule
- höheres Einkommen im Berufsleben später
- mehr prosoziales Verhalten
- mehr Vertrauen in Mitmenschen und Institutionen
- mehr Selbstbestimmtheit
Gute Freunde zu haben heißt, ein glücklicheres Leben zu führen und vor allem ein bis zu 20 Prozent längeres Leben – was bei der Lebenserwartung in Deutschland ca. 15 Jahre mehr sind. Länger und glücklicher.
Dafür müssen die Menschen raus aus der Einsamkeitsspirale und rein in eine positive Freundschaftsspirale.
Das folgende Video fasst Einsamkeit sehr gut zusammen – und wurde bereits vor 4 Jahren erstellt. Was ich gerne zum Video ergänzen möchte: Es sind deutlich mehr junge Menschen betroffen, und eigentlich Menschen jeden Alters. Das könnte das Video noch im Blick haben.
Das der Konferenz schien mir, vor allem auf die Dringlichkeit der Einsamkeit hinzuweisen! Trotzdem schimmerte erste Schritte und Vorschläge durch, wie man die Einsamkeitsspirale der Menschen und der Gesellschaft durchbrechen kann.
Dr. Langenkamp sprach von verschiedenen Interaktionsebenen:
- Politik (Gesetze und Förderprogramme)
- Gemeinde und Städte (Infrastruktur, Städtebau, kommunale Angebote)
- Institutionen (Schulen, Pflege, Hilfsorganisationen)
- Persönliche Beziehungen (Familie, Freunde, Bekannte)
- Intrapersonelle Ebene (Soziale Kompetenzen, Wissen, Authentizität, Gute Laune)
(Die Ergänzungen in Klammern sind größtenteils von mir).
So wurde beispielsweise festgestellt: Beim Bau von Gebäuden, Städten und Gemeinden wird zum Teil „Einsamkeit in Beton gegossen“.
Menschen werden getrennt, bspw. in Kindergärten und Pflegeheime. Dabei sind Mehrgenerationshäuser nachweislich viel besser für ein glückliches Miteinander für alle Generationen – jung wie alt.
Auch in der Architektur kommt es darauf an, möglichst angenehme Treffpunkte zu schaffen.
Prof. Noack sprach davon, „einsamkeitsunspezifische Kontaktgelegenheiten“ schaffen, damit man sich nicht outen muss als „Ich bin einsam“, sondern einfach angenehm unter Leute gehen kann – auch ohne Eintritt zu zahlen oder einer Konsumpflicht nachkommen zu müssen.
Bei uns im Viertel stehen bspw. reichlich Tischtennisplatten, an welchen sich jung und alt, arm oder reich zum Spielen verabreden kann.
Weil Städte- und Gebäudearchitektur eine große Rolle bei der Vermeidung von Einsamkeit und bei der Herstellung guter und gesunder Kontakte spielen kann, soll das Bundesbauministerium bei den Maßnahmen gegen die Einsamkeit mit einbezogen werden. Gucke an!
Angenommen, Du fühlst Dich wirklich einsam und es ist auch keine Freundin, kein Freund oder die Familie erreichbar – es gibt die Telefonseelsorge.
Auf der Veranstaltung des Ethikrates sprach auch Petra Bahr von der Telefonseelsorge. In ihrem Bereich mit ca. 8000 Mitarbeitenden wurden im letzten Jahr 18 Millionen Anrufe getätigt. Ich bin regelrecht neugierig geworden, dort einmal anzurufen.
Petra Bahr meinte, dass in den Gesprächen selten gesagt wird: „Ich fühle mich gerade einsam.“
Es ist eher so, dass dies zwar in vielen Fällen mit ein Grund des Anrufs ist (neben anderen Gegebenheiten – Streit, Zukunftsangst, …), aber eben selten direkt zur Sprache kommt.
Wie auch – man muss ja erst einmal wissen, dass der aktuelle Schmerz die Einsamkeit sein könnte. Die Profis von der Telefonseelsorge gehen damit wahrscheinlich sehr gut um. Wie gesagt: Ich würde es gern mal ohne Not ausprobieren. Ich glaube, man leistet dort sehr gute Arbeit.
Petra Bahr meinte auch: Wenn die Menschen mehr und vor allem qualitativ bessere Freundschaften hätten, gäbe es deutlich weniger Anrufe. Denn mit echten Freunden kann man über alles reden. Über wirklich alles. Auch über das, was man bei der Telefonseelsorge teilt.
Dann bräuchte es die Telefonseelsorge nur, wenn ausnahmesweise wirklich mal kein Freund oder keine Freundin zur Verfügung steht.
Du wirst gleich erfahren, dass sich fast die Hälfte der Bevölkerung öfter einsam fühlt.
Bei der Telefonseelsorge anzurufen und zu sagen: „Ich fühle mich gerade einsam“ – das ist ein Zeichen der Stärke und sofort ein guter Kontakt. Ich vermute die Leute auf der anderen Seite merken, dass sie auf ein Gespräch mit Dir zählen können.
Angebote des Kompetenznetz Einsamkeit
Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fördert das Kompetenznetz Einsamkeit. Das Kompetenznetz Einsamkeit hat viele Projekte und Angebote aufgelistet, wohin man sich wenden kann, wenn man sich einsam fühlt.
Du findest diese Liste hier:
🌳 Für Dich und Deine Freunde
In Deiner Kraft steht es vor allem, Deine sozialen Kompetenzen zu stärken, authentischer zu kommunizieren, Wissen über Freundschaft und andere gute soziale Beziehungen aufzubauen und mehr und mehr ein Leben zu führen, dass mit echter guter Laune ansteckend wirkt auf andere Menschen.
Außerdem kannst Du eine Familie und einen Freundeskreis aufbauen, der Dich unterstützt, und welchen Du gleichzeitig eine gute Stütze bist.
Dann ist Dir geholfen, und gleichzeitig den Menschen Deiner Familie und Deinen Freunden.
Wahrscheinlich strahlt Dein freundschaftliches Engagement über Deinen Freundeskreis und Deine Familie hinaus auf weitere Menschen ab. Das ist zumindest mein Glaubenssatz.
Workshops für soziale Kompetenzen
Eine Ebene der Intervention ist die Intra-Personelle Ebene. Das schöne ist: Da hast Du selbst den Hebel mit in der Hand.
Wenn Du magst, findest Du hier ein paar Empfehlungen, wie und welche Kompetenzen Du entwickeln kannst. Wenn Du nicht magst, kannst Du den Abschnitt einfach überspringen.
Ich kriege keine Provision für die Empfehlungen. Das sind echte Empfehlungen aus Begeisterung. Und natürlich: bei meinen eigenen Freundschafts-Workshops verdiene ich etwas.
Freundschaftsworkshops
Ich empfehle gern den Besuch von Workshops, die Dir dabei helfen, leichter mit Menschen in Kontakt zu kommen und echte Verbindungen oder Freundschaften zu entwickeln, zum Beispiel einer meiner Freundschaftsworkshops.
Dort triffst Du Menschen, die das auch wollen. Ihr könnt gut miteinander üben und die Magie eines guten Kontakt gemeinsam erforschen – menschliche Beziehungen mit Tiefe und Qualität. Alles, was Du gelernt hast, kommt auch Deinen Feunde zu gute.
Die Workshops und Treffen von Abenteuer Freundschaft findest Du in Berlin hier:
- Meetup auf Deutsch:
🧑🏼🧑👩🏼👩🏻 Abenteuer Freundschaft - Meetup auf Englisch:
🧑🏼🧑👩🏼👩🏻 Legendary Friends - Gemeinsam Wandern:
🌲🌳🥾 Hiking Berlin – Abenteuer Freundschaft
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Selbstvertrauen
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Gewaltfreie Kommunikation & eigene Bedürfnisse spüren und mitteilen
Eine weitere Idee ist eine Beschäftigung mit der Gewaltfreien Kommunikation – ein authentisches Mitteilen der eigenen Bedürfnisse.
Konflikte und Konfliktlösung
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Ich bin gerade dabei, mein Konfliktverhalten besser zu durchleuchten – wo ärgere ich mich, warum tue ich das, wie ich gehe ich damit um? Wie gehe ich nach einem Konflikt auf den anderen wieder zu. Wenn ich fertig mit mir bin, werde ich wahrscheinlich einen Workshop anbieten mit dem Namen: Streit & Versöhnung. Ich bin da sicher nicht der einzige, der einen solchen Workshop braucht.
Radikale Ehrlichkeit
Gute Freunde können über alles reden. Über Alles. Ich habe in meinem Leben die Erfahrung gemacht, dass ich mich das oft nicht getraut habe – bis ich einen Workshop zu Radikaler Ehrlichkeit besucht habe. Deshalb empfehle ich das gern.
Du findest hier einen Link zu meinem Erfahrungsbericht von einem 3-Tage-Workshop. Den 8-Tage-Workshop habe ich später auch mitgemacht und empfand ihn als sehr heilsam und sehr lehrreich.
Das wirklich geniale der aktuellen Einsamkeitsstrategie der Bundesregierung ist, dass das Thema Einsamkeit raus aus der Einsamkeit kommt. Die Menschen dürfen entdecken, dass sie nicht allein sind.
In der Presse feuert es aus allen Rohren, dass Einsamkeit eine gesellschaftliche Aufgabe ist, dass wir uns wieder zusammentun können.
Jeder, der sich einsam fühlt, ist wahrscheinlich nicht allein. Schon vor Corona war das nicht so, und jetzt erst recht nicht. 46 Prozent der 18- bis 30-Jährigen haben in Umfragen angeben, sich öfter einsam fühlen!
Oder auch wer nicht öfter von Einsamkeit betroffen ist, hatte entweder Einsamkeitsperioden in seinem Leben oder kennt das Gefühl von Einsamkeit genauso wie das Gefühl von Hunger.
Über Einsamkeit sprechen gilt als Stärke
Das Problem ist: Einsamkeit und Schamgefühle gehen oft einher.
Während ich diese Zeilen schreibe, habe ich glücklicherweise das Gefühl, dass sich das gerade ändert.
Früher galt es bei einigen wenigen als verpönt, Therapie in Anspruch zu nehmen. Heute gilt Therapie oder Coaching als weise, vorrausschauend und verantwortungsvoll. Jede und jeder hat sowieso Lebensfragen, wo diese Unterstützung guttut. Viele haben schon sehr gute Erfahrungen mit Coaching oder Therapie gesammelt.
In Berlin geht manchmal der Witz: Du hast keinen Therapeuten? Was stimmt mit dir nicht?
Heute über seine Gefühle zu sprechen, gilt als Stärke.
Zu sagen:
- „Ich fühle mich gerade einsam. Können wir uns treffen?“
- „Heute Nachmittag hatte ich mich einsam gefühlt …“
- „Ich hatte eine Zeit in meinem Leben, da war ich richtig einsam, …“
… gilt heute als reflektierter Umgang mit den eigenen Gefühlen.
Einige denken noch, dass Einsamkeit etwas ist, für das man sich schämen könnte. Sie verbinden mit dem Gefühl von Einsamkeit, dass etwas mit ihnen nicht stimmen könnte.
Ich möchte kurz deshalb über Scham sprechen: Scham wird auch von einigen als negatives Gefühl empfunden. Es ist das Gefühl, dass das eigene Verhalten oder Sein nicht den gesellschaftlichen Anforderungen entsprechen könnte, dass es etwas zu verstecken gäbe.
Genau dieses Verstecken führt dazu, dass man nicht mehr in echten oder wirklichen Kontakt mit anderen kommt.
Die Scham zu überwinden und zu sagen: „Ich fühle mich einsam“ ist einer der wirksamsten Schritte, um in solchen Momenten sofort in eine echte Verbindung gehen zu können. In wenigen Sekunden.
Das gute daran: Das Gefühl der Einsamkeit ist allen Menschen genauso bekannt wie das Gefühl von Hunger. Jeder kann sofort etwas damit anfangen.
Meistens kann der Gegenüber deshalb sagen: Das hatte ich auch.
Und schon ist die Verbindung da. Das funktioniert erstaunlich oft.
Einsamkeit: Ich hatte keine Freunde
Ich hatte damals auch so einen Moment. Ich machte gerade meine Trainerausbildung. In der Trainerausbildung – die war während Corona – stellte ich fest, dass ich keine wirklichen Freunde habe. Zumindest fühlte es sich so an.
Ich weiß nicht, was der konkrete Anlass war, aber ich sagte vor allen anderen Teilnehmern: „Ich habe nicht wirklich Freunde. Ich möchte das gerne ändern.“
Ich schämte mich besonders, weil ich als angehender Trainer doch sozial kompetent sein sollte. Außerdem war ich immer aufgeweckt und kam schnell mit Menschen ins Gespräch. Doch es fehlte oft die Tiefe, denn ich versteckte gern meine Schattenseiten.
Mindestens die Hälfte im Raum meinte: “Ich habe auch keine Freunde”, oder “Meine Freundschaften könnten auch besser sein.”
Ich war total überrascht. Aus der anschließenden Diskussion entstand der Slogan: „Freundschaft kann man lernen.“
Ich hatte mich sofort mit den anderen verbunden gefühlt. Und das besonders Schöne: Mit meiner Offenheit hatte ich auch für die anderen eine Tür aufgestoßen, dass wir offen über Einsamkeit und Freundschaft sprechen konnten.
Umso besser, dass die Bundesregierung dieses Thema jetzt auf die ganz große Bühne hebt!
Ich freue mich, dass ich nicht mehr allein.
Mein einsamer Umgang mit der Einsamkeit ist nicht mehr einsam. Der Handlungsimpuls, diese Webseite zu starten, hat gefruchtet. Ich freue mich, dass ich Teil von etwas Größeren bin.
Man, man, man: Dieser kleine Scham-Moment, zu sagen, dass ich keine Freunde habe, hat echt etwas angestoßen.
Weniger Einsamkeit, mehr Verbundenheit und echte Freunde. Das wünsche ich mir, und das wünsche Dir (falls Du das überhaupt noch brauchst).
Die 6 Zutaten großartiger Freundschaften
Freunde sind wichtig. Deshalb habe ich dieses kostenlose eBook geschrieben. Viele Menschen möchten ihre Freundschaften verbessern oder die richtigen Freunde zu finden. Erzieher, Lehrer und Eltern helfen ihren Kindern, gute Freundschaften zu schließen. Manche wollen ihre Eltern vor Alterseinsamkeit schützen.
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Danke Georg für diesen wiederum sehr interessanten und lehrreichen Artikel!
Danke Patrik! 🙏🏼