Warum seid ihr Freunde? Das Gespräch, um das es in diesem Artikel geht, kann ein besonderer Boost für deine Freundschaften sein. Ihr unterhaltet Euch darüber, warum ihr miteinander befreundet seid. Außerdem könnt ihr darüber sprechen, was ihr am anderen gut findet, was ihr am anderen mögt und was Eure Freundschaft eigentlich ausmacht. Es ist ein Gespräch über Eure Freundschaft und über Euch als Menschen.
Nach diesem Gespräch soll es Euch noch besser gehen: als Personen, aber vor allem als Freunde.
Das Freundschafts-Gespräch ist für Menschen gedacht, die Du schon besser kennst und die Du als gute Bekannte oder bereits als Freunde betrachtest. Für gewachsene Freundschaften auf jeden Fall. Wenn Du ein solches Gespräch mit einem guten Bekannten führst, wirst Du wahrscheinlich schnell feststellen, wie sich Eure Bekanntschaft verbessert oder weiter in Richtung Freundschaft entwickelt.
Warum bist Du mein Freund?
Bekanntschaften und Freundschaften haben vieles gemeinsam: man unternimmt etwas, man unterhält sich, man blödelt rum, man ist füreinander da.
Doch eines tut man oft nicht: Darüber sprechen, warum man Zeit miteinander verbringt oder miteinander befreundet ist. Dabei ist ein solches Freundschafts-Gespräch einer der wertvollsten Momente einer Freundschaft.
Warum seid ihr miteinander befreundet?
Vielleicht kennst Du die Geschichte von Bastian und Markus* bereits. Die beiden sind seit über 20 Jahren gut miteinander befreundet.
Sie lernten sich im Studium kennen. Sie lernten zusammen, sie tranken zusammen und sie absolvierten ihr Praktikum bei der gleichen Firma. Wenn Sie abends weggingen, dann stimmten sich ab, wer welches Mädel haben sollte – oder nahmen sich die Mädels einander spielerisch weg.
Später, als sie jeweils einen Job hatten und in verschiedenen Städten lebten, fuhren sie einmal im Jahr zusammen in den Urlaub. Ab und zu besuchten sie sich, vielleicht drei Mal im Jahr. Sie hatten wirklich großartige Abenteuer – so groß, dass sie mich baten, hier nicht im Detail zu berichten. Du musst Dir jetzt ein paar aufregende Dinge denken, über die nicht im Internet gesprochen werden soll ;).
Eigentlich eine solide Freundschaft
Es klingt nach einer soliden Freundschaft. Doch eines hatten die beiden nie getan: sie hatten nie darüber gesprochen, warum sie miteinander befreundet sind. Sie hatten nie darüber gesprochen, was sie miteinander verbindet, was sie am anderen schätzen und was nicht. Eigentlich hatten sie noch nicht mal darüber gesprochen, dass sie miteinander befreundet sind.
Zwei, drei kleine Fragen… so viel Magie
Bei den Recherchen für Abenteuer Freundschaft frage ich Menschen gern, warum sie miteinander befreundet sind.
So fragte ich auch Bastian:
- „Warum ist Markus dein Freund? Was verbindet Dich mit Markus?“
Ich stellte ich noch weitere Fragen:
- „Was glaubst Du: Warum ist Markus mit Dir befreundet?“
- „Was mag Markus an Dir? Was stört Markus vielleicht an Dir?“
Bastian guckte mich mit großen Augen an: „Darüber haben wir nie gesprochen.“
Bastian ist sich der Freundschaft nicht sicher
Im Grunde genommen war es so: Bastian war von der Persönlichkeit von Markus so fasziniert, dass er nicht glauben konnte, dass Markus ernsthaft mit ihm befreundet ist.
Bastian meinte: „Ganz ehrlich, ich habe nie die Initiative zu einem solchen Gespräch ergriffen. Ich hätte es komisch gefunden, solche Fragen zu stellen. Markus ist so ein cooler Typ, erfolgreich, spricht viele Sprachen, kommt um die Welt, ist redegewandt, sportlich und anerkannt – ich bin ehrlich gesagt selbst verwundert, warum er oft so viel Zeit mit mir verbringt. Ich kann nicht glauben, dass er ernsthaft mit mir befreundet ist.“
Bastian nahm sich vor, ein solches Freundschafts-Gespräch mit Markus zu führen.
Überraschung: Markus fängt das Gespräch über die Freundschaft an
Zwei Wochen später telefonierte ich mit Bastian. Ich wollte wissen, wie das Gespräch ausgegangen ist (oder ob Bastian sich gedrückt hat).
Bastian erzählte: „Markus war zufälligerweise in der Stadt. Wir trafen uns zum Essen. Wir quatschten, was wir immer so quatschten: Hatten Spaß, machten Pläne oder erzählten uns von unseren neusten Errungenschaften.
Plötzlich, in einem ruhigen Moment, fragte Markus: ‚Was glaubst Du eigentlich, warum ich mit Dir befreundet bin, Bastian?‘“
Sieh einer an! Markus hatte das Gespräch angefangen, nicht Bastian! Die Zeit war wohl reif dafür.
Wir sind Freunde. Echte Freunde.
Bastian erzählte weiter: „Es entwickelte sich ein Gespräch, wie wir es lange nicht hatten. Wir sprachen darüber, was wir aneinander schätzen, was uns auf den Sack geht und was wir voneinander erwarten. Ich erzählte ihm, dass ich so viel von ihm halte – und deshalb nicht wirklich an eine Freundschaft zwischen uns geglaubt habe. Das kostete mich Überwindung. Jetzt ist es raus. Ich fühle mich leichter. Das Interessante: Mit jedem Wort, dass ich darüber sprach, fühlte ich mich leichter und offener.
Markus findet an mir besonders interessant, dass ich immer wieder zu neuen Abenteuern aufrufe, immer aus der Komfortzone gehe und auch ihn pusche. Besonders gern mochte er den Urlaub, bei dem wir einfach Menschen auf der Straße angesprochen hatten, ob sie eine Übernachtung für uns hätten – und es klappte jeden Tag. Das hat er sonst nicht in seinem Umfeld nicht. Das war mir nicht bewusst.
Markus ist für mich auch ein guter Partner für meine Vorhaben. Andere meiner Freunde und Bekannten sind mit zu behäbig, an denen schätze ich andere Seiten. Wir sprachen noch viel mehr, doch das sprengt jetzt den Rahmen.
Zumindest weiß ich jetzt viel besser, wie wir zueinanderstehen. Und wir sind Freunde. Echte Freunde.“
Bestandsaufnahme
Freundschafts-Gespräche sind wichtig. Wie in jeder guten Beziehung, sollte man auch in einer Freundschaft ab und zu darüber reden, wie man gerade übereinander denkt. Das führt dazu, dass sich die Beziehung festigt und beide noch mehr Sicherheit gewinnen, was sie aneinander haben. Das Freundschafts-Gespräch ist außerdem ein guter Anlass, um leise Unstimmigkeiten anzusprechen.
Wann und Wo:
Ein ruhiger Moment
Willst Du ein solches Gespräch führen, dann schaffe einen ruhigen Moment. Das kann beim Abendessen sein, beim Frühstück auf dem Balkon, beim Bierchen im Park oder auf einer Wanderung. Vielleicht fallen Dir noch andere Momente ein, die zu Deiner Freundschaft passen.
Manch einer sagt, dass man nach einem Glas Wein viel besser ein emotionales und ehrliches Gespräch miteinander führen kann. Wie Du vielleicht weißt, bin ich kein großer Verfechter des Alkohols, doch auch mir ist aufgefallen, dass nach einem kleinen Glas Wein bei einigen die Zunge etwas lockerer sitzt. Das finde ich ganz gut für dieses Gespräch. Doch mehr als ein Glas Wein oder ein Bierchen sollte es für dieses Gespräch nicht sein.
Rechne damit, dass ihr Euch vielleicht eine Stunde intensiv unterhaltet, bevor Ihr euch wieder anderen Themen oder sonstigem Schabernack zuwendet. Ich würde während des Gesprächs in weiten Teilen auf Ironie verzichten, auch wenn Ironie es manchmal so schön locker macht.
Der Einstieg: Ein Kompliment
Am besten fängst Du das Gespräch mit einem Kompliment an.
„Weißt Du, was ich besonders an Dir schätze?“, ein kurzes Warten auf dein Gegenüber, und dann: „Ich finde es faszinierend, wie gut Du mit anderen Menschen umgehst. Es ist immer witzig, mit Dir auszugehen. Und ich finde echt cool, was wir zwei immer miteinander unternehmen!“ [Du nimmst hier natürlich die Komplimente, die Du gern und passend zu deinem Gegenüber machen kannst.]
Wahrscheinlich wirst Du jetzt dein Gegenüber lächeln sehen. Vielleicht macht er Dir auch ein paar Komplimente, oder er fragt dich: „Wie kommst Du darauf?“
Und dann kannst Du fortsetzen mit: „Weißt Du, was ich mich frage: Warum sind gerade wir zwei miteinander befreundet? Was denkst du?“
Jetzt ist die Kuh auf dem Eis. Vielleicht wird es Dich etwas Überwindung kosten, dieses Gespräch zu beginnen. Doch es lohnt sich. Über eines kannst Du Dir sicher sein: Wenn Du das Gefühl hast, ein solches Gespräch führen zu wollen, dann hat es Dein Gegenüber bestimmt auch. Er ist sicher froh, wenn Du das Gespräch beginnst. Das ist vielleicht Dein bester Freundschaftsdienst, den Du in diesem Moment liefern kannst.
Das Gespräch
Du kannst das Gespräch nach dem Einstieg beliebig fortsetzen. Euer Gespräch wird sicher davon geprägt, was ihr Euch zu sagen habt. Die folgenden Fragen und Gedanken dienen Dir als weitere Anregung:
Gib ihm Tiefe
- Sage ihm, was Du an der Freundschaft gut findest.
- Frage ihn, was er an Dir als Freund schätzt.
- Sage ihm, wofür Du ihm dankbar bist. Vielleicht hat auch er Dinge, für die er Dir dankbar ist.
- Gibt es etwas, was Du von deinem Freund gelernt hast? Oder lernen möchtest?
- Was ist deine beste Erinnerung mit ihm? Frage ihn auch gern: „Was ist für Dich eine besondere Erinnerung mit mir?“
- Vielleicht gab es den Moment, wo ihr wusstet: Ich finde den anderen cool. Vielleicht ein Moment, wo Du oder er wusste, dass könnte eine Freundschaft werden. Welcher Moment war das?
Räum die Steine aus dem Weg
- Gibt es etwas, was Dich an mir stört?
- Wenn Du magst, sprich auch an, was Dich vielleicht in der Freundschaft stört. Oft ist es so, dass es sowieso in der Luft liegt – und wenn es besprochen wird, die Freundschaft wieder viel besser ist. Gute Freundschaft wächst auch mit der Anzahl der Konflikte, die man erfolgreich miteinander bewältigt.
- Welche Veränderungen würdest Du Dir in eurer Freundschaft wünschen? Das kannst Du ihn auch fragen.
Wenn ihr Euch schon länger kennt:
- Welche positive Entwicklung kannst Du an mir wahrnehmen?
- Gibt es Dinge, die sich aus deiner Sicht weniger zum Guten entwickeln – in der Freundschaft, oder in mir als Person?
Für die Zukunft
- Was wünscht Du Dir für unsere Freundschaft für die Zukunft?
- Was soll so bleiben, wie es ist? Was soll sich ändern?
- Gibt es etwas, was Du gern mit mir unternehmen möchtest – eine kleine Unternehmung oder große Abenteuer?
Ziele oder Mission
Einige Freundschaften sind soweit, dass man sich bei persönlichen Zielen unterstützt, gemeinsame Ziele steckt, oder gar eine Mission zusammen hat. Sprecht doch vielleicht darüber:
- Welche Ziele habt ihr und wo könnt ihr Unterstützung gebrauchen?
- Welche Ziele setzen wir uns für unsere Freundschaft?
- Welche Mission können wir gemeinsam verfolgen?
Weniger ist mehr
All diese Fragen sind für ein Gespräch meistens viel zu viel. Einige wenige Fragen reichen aus. Allein die Fragen: „Warum bist Du eigentlich mit mir befreundet?” und “Was schätzt Du an mir?“ werden ein wertvolles Gespräch zwischen Euch beiden ins Laufen bringen.
Übrigens: Wenn ihr ein gutes Gespräch hattet, ist das auf jeden Fall ein Grund zu feiern. Ich würde jetzt auf die Freundschaft anstoßen. Je nach dem, wie ihr die Freundschaft führt, ist auch eine Umarmung drin. Und vielleicht zieht ihr auch gemeinsam um die Häuser. Gratulation!
Ein kleiner Dämpfer
Das Ergebnis des Gesprächs muss nicht unbedingt sein, dass Ihr ab sofort beste Freunde seid. Es kann auch sein:
- Ja, wir schätzen uns. Doch es gibt auch Dinge, die uns trennen. Deshalb sind wir vielleicht geschätzte Bekannte miteinander, die echt gute Begegnungen haben, doch für eine Freundschaft oder gar beste Freunde ist es gerade nicht die Zeit oder das Gefühl.
Das kann sich ja durchaus ändern. Gerade die Ehrlichkeit, die aus dem Gespräch folgt, ist oft sehr viel wert. - Oder es stellen sich völlig gegensätzliche Erwartungen raus – vielleicht bei der Frage: Was erwartest Du von einer Freundschaft?
Auch dann hat sich das Gespräch gelohnt. Ihr seid auf jeden Fall klarer miteinander und wisst, woran ihr seid. Gerade wenn die Gespräche so laufen, sind sie manchmal eine Herausforderung, an der beide wachsen, etwas lernen – und auch irgendwie zusammenwachsen.
Bedanke Dich auf jeden Fall bei deinem Gegenüber für seine Offenheit und für das Gespräch. Und anstoßen kann man auch!
Für gute Freunde
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